Wir haben uns mal ausnahmsweise den Wecker auf kurz nach Sieben gestellt, denn wir haben einen weiten Weg vor uns. Verschlafen fallen wir aus den Federn, frühstücken und packen. Kurz nach Acht sitzen wir auf den Bikes und machen uns in der herrlichen Morgensonne auf nach Norden. Es ist noch herrlich frisch und wir fahren durch eine Straße mit vielen Holzwerkstätten, kommen an wunderschönen Reisterrassen vorbei, die ich leider nicht fotografiert habe (seufz), passieren Kaffeeplantagen und ganz viel Wald und rechts und links von der Straße geht es teilweise steil hinab in lange Täler und Einschnitte...
Der junge Mann an der Rezeption in Ubud hat uns noch erzählt, dass in dem Tempel in Batur, was auf unserem Weg liegt, heute eine Zeremonie stattfindet. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen. Schon ein paar Kilometer vor Batur, was hoch in den Bergen liegt, nimmt der Verkehr plötzlich merklich zu. Viele Reisebusse stauen sich kilometerlang vor dem Ort. Wer mit dem Motorbike unterwegs ist hat Glück und kann einfach überholen:-) So wie wir!! Hahaaaa!!
Am Ortseingang werden wir von einem Polizisten gebeten unser Bike dort abzustellen und den Rest des Weges zu Fuß zu gehen. Wir haben noch nicht ganz geparkt, da bestürmt uns eine ältere Frau, die uns einen Sarong, Schal und Kopfbedeckung andrehen will. Wir erklären ihr, dass wir schon einen Sarong haben. Aber sie lässt sich nicht abwimmeln. Wir dürfen nicht mal unseren Sarong selber anlegen, sie reist einem förmlich das Tuch aus der Hand, bindet uns dann ohne zu fragen einen Schal um und setzt Oli eine Kopfbedeckung auf. Wir werden sie einfach nicht los und geben auf. Sie kriegt 20.000 Rupiah (1,50 €), wir sind voll ausgestattet und sie lässt uns in Ruhe. Das wäre geschafft.
Wir haben natürlich unser Riesengepäck dabei und wollen das jetzt nicht die ganze Straße hoch und durch den Tempel schleppen, also fragen wir beim örtlichen Motorradhändler nach, ob wir unsere großen Rucksäcke dort für eine Weile abstellen können. "OK, no problem!!" Weiter geht es in einer endlosen Flut aus Pilgern, die alle ihre Opfergaben zum Tempel bringen wollen...
Nach ungefähr 5 Min laufen erreichen wir ihn endlich, den Pure Ulan Danu Bator, der einer der ältesten Tempel der Insel sein soll.
Wir folgen der Menge. Hinein geht es durch diesen Eingang der von zwei gefährlichen Ungeheuern und wunderschönen bunten Drachen bewacht wird.
Nach dem wir über die erste Schwelle und den Eingang hindurchgetreten sind frage ich mich allerdings, ob wir wirklich in einem Tempel oder in einem bunten Freizeitpark gelandet sind;-)
Hinter der nächsten Treppenschwelle befindet sich ein großer Platz auf dem sich nun immer mehr Menschen versammeln. Alle warten geduldig, bepackt mir Körben und Plastiktüten voll mit Opferschälchen und Blumen, dass sie in das Innere des Tempels und zur Zeremonie eintreten dürfen. Es gibt eine Art Blockabfertigung;-) Insgesamt haben wir eine gefühlte Stunde dort in der Menge gestanden, dicht an dicht, eine schweißtreibende Angelegenheit. Mit dem zweiten Block sind wir dann Gott sei Dank durch den engen Eingang hindurch gequetscht worden. Wer Platzangst hat wäre hier völlig fehl am Platz!!
durch diesen engen Eingang müssen alle durch...
Endlich wieder atmen!! Die Menschen verteilen sich selbstständig auf dem gesamten Platz und setzen sich in Reihen kniend auf ihre Füße, vor sich eine Schale mit Blüten. Die anderen mitgebrachten Opfer bringen sie entweder links zum chinesischen Altar oder weiter innen zum Haupttempelaltar. Dort türmen sich die Schälchen…
Nun beginnt das eigentliches Gebet. Aus Lautsprechern dringt eine Art Sprachgesang. Dazu falten sie flach ihre Hände und erheben sie an die Stirn. Sie nehmen kleine Blüten und stecken sie hinter die Ohren, in die Haare und in die Kopfbänder. Das geschieht alles relativ synchron. Wir sitzen andächtig daneben und schauen zu…
Am Ende der Zeremonie kommen Priester aus dem inneren Tempel, sie haben Wassergefäße dabei, und segnen mit einer Art Blumenpinsel die Betenden. Dazu halten diese ihre Hände auf und der Priester tropft das heilige Wasser hinein und teilweise auch auf die Köpfe der Menschen. Das Wasser aus den Handflächen wird getrunken, bzw. geschlürft. Anschließend nehmen sich sich aus der Schüssel unter dem Wassertopf ein paar gekochte Reiskörner und kleben sie sich an die Stirn und auf die Haare.
Dann ist die Zeremonie auch schon wieder zu Ende und die Menschenmenge strömt dem Ausgang zu. Ich kann noch einmal durch sie hindurch schlüpfen und ein paar Aufnahmen von den reichen Verzierungen, Opfertürmen und den inneren Altären machen.
Wir setzen unsere Reise nach Norden fort und schlängeln uns durch den dichten Verkehr. Es vergehen leider keine zwanzig Minuten, als es zu regnen anfängt, man könnte auch sagen zu schütten oder wie aus Kübeln oder gleich wie ein Wasserfall. Auch ein Gewitter zieht auf…
Schnell verkriechen wir uns unter ein großes Vordach eines Automechanikers. Mechaniker ziehen uns anscheinend irgendwie an;-) Dort verbringen wir bestimmt 2 Stunden und warten erst geduldig, dann langsam verzweifelnd, dass der Regen aufhört.
Schließlich sieht es so aus, dass es heller wir und nur noch ein paar Tropfen fallen. Wir ziehen unsere Regenjacken an und fassen den Mut jetzt halbwegs trocken zu unserem Ziel zu kommen. Falsch gedacht, zwei Kurven weiter fängt es wieder an zu regnen und wir sind innerhalb von Sekunden total durchnässt. Jetzt ist es auch egal. Ich ziehe noch schnell eine Plastiktüte über meinen kleinen Rucksack um meine Wertsachen vor dem Schlimmsten zu bewahren, und weiter geht's. Es ist saukalt, ich bin bis auf die Haut nass und der Fahrtwind macht es auch nicht besser. Ich habe Gänsehaut und meine Zähne klappern… So hatte ich mir das eigentlich nicht vorgestellt und wir haben noch gut die Hälfte unseres Weges vor uns.
Es gilt durchzuhalten. Ein paar Kilometer weiter wird es jetzt tatsächlich heller und auch spürbar wärmer. Der warme Wind auf der anderen Seite der Berge föhnt uns langsam wieder trocken und macht uns etwas versöhnlicher. So rollen wir hunderte von Serpentinen den Vulkan hinab und suchen immer mit den Augen, ob wir das Meer nicht schon erblicken. Endlich unten angekommen müssen wir noch ein paar Kilometer nach Westen, durch Singaraja, die ehemalige Hauptstadt, dann erreichen wir den Küstenabschnitt Lovina, unser Ziel.
An der Ampel werden wir von einem anderen Motorradfahrer angesprochen, wo wir hin wollen und ob wir schon eine Unterkunft haben. Wir lassen uns überreden uns seine Bungalows direkt am Strand einmal anzuschauen. Sie sind wirklich nicht schlecht und super günstig, aber wir wollen uns noch einen Vergleich anschauen.
Am Ende landen wir im Lovina Beach Hotel in einem kleinen Bungalow in der ersten Reihe vor dem Strand und mit wundervollem Blick in den Garten und hinter uns der Pool. Wir sind glücklich und gönnen uns hier ein klein wenig Luxus nach dieser anstrengenden Tour heute...